Stille Tage im Museum für moderne Kunst: Der Aufseher Arthur Werdenau entwickelt eine zarte Solidargemeinschaft mit einer von den Kollegen kollektiv verachteten Installation. “Jedenfalls spürt er unterschwellig, obgleich er sich mit Leibeskräften dagegen sträubt, dass seine Position immer mehr jener der Installation im Vergleich zu den anderen, den bekömmlicheren, weil leichter zu ignorierenden Kunstwerken ähnelt.”
Die sich anbahnende Lebensgemeinschaft zerbricht, als eine eilends einberufene Betriebsversammlung drei unmittelbar bevorstehende Entlassungen ankündigt. Arthur Werdenau weiß sich als erstes Opfer, und er beschließt, seine Konkurrenten Mord für Mord aus dem Weg zu räumen.
Luftschacht Verlag, Wien 2007
Roman, 228 Seiten
ISBN 978-3-902373-25-0
€ 19,90 (D), € 19,90 (A), 35,40 CHF
Quiet days in the Museum of Modern Art: The museum attendant Arthur Werdenau develops a tender solidarity with an installation despised by his colleagues.
The budding partnership collapses when it is announced at a hurriedly called staff meeting that three dismissals are imminent. Arthur Werdenau knows himself to be the first victim and decides to remove his rivals, murder by murder.
“In der Verlangsamung des Museumsaufsehers-Takts schildert Millesis meisterhafte Erzählung das Museum als gesellschaftlichen Kleinkosmos, in dem sämtliche Rituale der Erniedrigung lustvoll praktiziert, sämtliche Spielmuster der Ausgrenzung hingebungsvoll exekutiert werden, und in denen die Grenzen der Realitäten allmählich in Auflösung geraten (…) Weshalb die Gedankensplitter des isolierten Arthur Werdenau sich nicht zuletzt lesen lassen als kluge Paraphrase auf das alles durchwirkende Datum 11. 9. – oder schlichter als gespenstisch tonloses Szenario zeitlupenlangsamer Eskalation. Der Mord, versehentlich als schöne Kunst betrachtet.” (Der Standard)
“Dass ein Museum den Handlungsort abgibt, obendrein ein Museum für moderne Kunst, somit ein Produkt des aufgeklärten Menschen, der keine Regeln und Normen mehr anzuerkennen bereit ist, verleiht der Erzählung eine zynische Note, die ihren Höhepunkt darin findet, dass das Blut der zuletzt Ermordeten (…) einem Werk von Hermann Nitsch hinzugefügt wird. Der Kommentar zu diesem Vorgehen ist beißend: ‘Weder von einer Verschönerung noch von einer Verhässlichung kann gesprochen werden. So viel steht fest.'” (Schreibkraft)
“Gleichmäßig ruhig führt er durch das Museum der Augenblicke, durch die Kluft zwischen dichtgewobener Hilflosigkeit und dem wütenden Wunsch nach Ausbruch. Eine Sprache, die einen nicht unaufgeregt lässt.” (Evolver)
“Nahezu nüchtern streng führt Millesi im Museum der Augenblicke mikrokosmisch aus, was im Makrokosmos gegenwärtiger Lebenswelten, geprägt von einem sakrosanktem Neoliberalismus um sich greift (…)” (Schreibkraft)